Fast Fashion – ein ungesunder Trend

Fast Fashion ist ein Begriff, den man zwischenzeitig oft hört: Er steht für günstige Bekleidung, häufige Kollektionswechsel und Wegwerf-Mode. Diese Entwicklung sollte man als Fashionista und Anlegerin kritisch unter die Lupe nehmen. Hinter Fast Fashion stehen Bekleidungsgiganten wie Hennes & Mauritz (kurz H & M) oder Zara – um die Bekanntesten zu nennen.

Die Platzhirsche unter den Fast-Fashion-Riesen stammen aus dem umweltbewussten Europa: H&M aus Schweden, der Inditex-Konzern mit Marken wie ZARA, Pull & Bear oder auch Bershka aus Spanien. Der Hausverstand sagt uns: Bei einem T-Shirt um 5 bis 10 Euro kann für den Produzenten wohl nicht viel übrigbleiben. Dafür braucht man kein Wirtschaftsstudium. 

Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, unwürdige Arbeitsbedingungen, synthetische Materialien und giftige Farbstoffe sind dabei miteingepreist. Vieles kennen wir aus erschütternden Berichten engagierter NGOs. Das alles hat ein langsames, aber stetiges Umdenken in den Konzernzentralen bewirkt. 

Fast Fashion goes nachhaltig

Praktisch alle große Modeketten haben mittlerweile eine „conscious line“, also ein Angebot aus nachhaltigen Materialien, das unter fair(er)en Bedingungen hergestellt wird. Sagt man. 

Wie seriös ist das wirklich – worauf sollten wir achten? 
Nachhaltige Mode erkennt man u.a. an diversen Gütesiegeln wie den Blauen Engel, den Grünen Knopf oder an der GOTs-Zertifizierung. 

Tipp: Bei Zerowaste gibt es zu diesem Thema ein sehr informatives Webinar „Durch den Siegeldschungel“ (03/2021), das findet man unter: https://www.zerowasteaustria.at/.

Beachtenswert ist auch, wo die nachhaltige Linie in der Filiale positioniert ist – bekommt sie einen prominenten Platz und genügend Raum?  Oder ist sie direkt neben einem Kleiderständer mit besonders billigen Teilen positioniert, wo man wirklich viel Überwindung und persönliches Commitment braucht, um nachhaltig – und etwas teurer – zu kaufen.  

Und wie gut kennt sich das Verkaufspersonal bei etwaigen Fragen zu den nachhaltigen Produkten aus?  

Alternativen für moderne Fashionistas

Im Interview mit Jasmin Huber, Gründerin von WeDress Collective, haben wir über die Alternativen gesprochen, die es für neue Kleidung gibt. Jasmin ist überzeugt, dass Mode mehr ist als Bekleidung: Sie sagt etwas über Dich als Person aus, und: „es gibt so viele tolle Start-ups und Konzepte, wie man die Modeindustrie und Konsummodelle nachhaltiger gestalten kann.“

Vintage Mode ist schon lange bekannt und mittlerweile so beliebt, dass sie preislich schon sehr teuer geworden ist. Second-hand wird auch in der Bekleidung immer interessanter, insbesondere wenn bereits beim Erstkauf auf Qualität geachtet wurde. 

Während es in den USA bereits sehr verbreitet ist, sich Bekleidung zu leihen, boomt dieses Modell erst seit ein paar Jahren in Europa und konkret in Österreich. Zwei österreichische Start-ups jeweils von Frauen gegründet, sind hier besonders hervorzuheben:

Endlos fesch – The Vienna Fashion Library: Hier kann man sich in einem Geschäft oder bei regelmäßigen Pop-ups Designerteile aus einem Laden für jeweils einen Monat gegen Entgelt leihen. Die Reinigung wird übernommen und ein Glas Prosecco gibt’s obendrauf.


WeSell Collective wiederum ist eine digitale peer-to-peer Plattform, bei der man(n)/frau Kleidung leihen und verleihen kann. Das Teilen funktioniert innerhalb einer lokalen Community, zurzeit in Wien, Berlin und München. Damit bekommt man für kleines Geld gute und hochwertige Kleidung und kann umgekehrt mit dem eigenen Kleiderschrank auch Geld verdienen. 

Doch der nachhaltigste Weg, so die Expertin, ist es, die eigene Garderobe neu zu entdecken😊.  

Investieren in Fast Fashion Unternehmen – gutes Research oder Glaubensfrage? 

Kommen wir vom nachhaltigen Konsumieren zurück zum nachhaltigen Investieren. Wir stellen uns auch dabei immer die Frage: Welche Konsumgewohnheiten will ich mit meiner Geldanlage fördern – oder honoriere ich bereits, dass H&M, ZARA & Co zumindest den Trend erkannt haben?

Die Erweiterung des Sortiments um nachhaltige Bekleidung ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, aber ist das genug? Ein wichtiger Indikator für die Ernsthaftigkeit der Bemühungen ist dabei auch, wie hoch der nachhaltige Produktanteil am Gesamtproduktportfolio ist. 

Kleiner österreichischer sidestep:  Die oberösterreichische Lenzing AG stellt unter der Marke TENCEL Materialien aus reiner Holzfaser her und beliefert damit auch die großen, globalen Modemarken. Lenzing ist börsenotiert und auch im VÖNIX, dem Nachhaltigkeitsindex der Wiener Börse, gelistet. 

Second-hand und Sharing Mode-Plattformen rücken zunehmend in den Fokus wichtiger Investoren. In China hat Alibaba (das chinesische Amazon) in die Sharing Mode-Plattform YCloset investiert und H&M führt unter der Brand COS eine nachhaltige Linie und ist zwischenzeitig Hauptaktionär eines Secondhand Online Shops namens sellpy. Sellpy ist auch aus Schweden, also zumindest geographisch haben sie sich leicht gefunden. Ob sich diese beiden Konzepte unter einem Unternehmensdach verstehen, wird sich noch zeigen.  

In der Vergangenheit hat es schon Übernahmen von nachhaltigen Unternehmen durch konventionelle Konzerne gegeben – allerdings meistens in Begleitung eines Shitstorms – z.B. Oatly und Blackstone oder auch Stop the water while using me durch Beiersdorf.

Aber wenn man etwas bewegen will, muss man viele Menschen erreichen und sichtbar sein. Und wenn ein großer Investor diese Reichweite ermöglicht, dann ist die Wirkung (neudeutsch ‚der impact‘) erreicht: Der Zweck heiligt die Mittel.

Bei nachhaltigen Geldanlagen kennt man den Begriff von „best-in-class“: Keine Branche – auch nicht Fast Fashion –  wird von vornherein ausgeschlossen, aber man sucht sich innerhalb der Branche den „nachhaltigen Primus“. 

Let’s face the truth: Das Geschäftsmodell von H&M und Co als solches ist und bleibt umstritten mit zwölf Kollektionen im Jahr, Vernichtung der übriggebliebenen Teile (häufig aus synthetischen Stoffen) mit horrenden Umweltauswirkungen…doch für eine Trendwende braucht es die Großen der Branche. 

Oder doch nicht? Was denkt Ihr? Meinungen, Ideen und Anregungen gerne an heidrun.kopp@inafina.org.

Eure Heidrun

PS: Das gesamte Interview mit Jasmin Huber gibt’s in der Juli-Ausgabe der Green Money Talks.