Mode geht auch nachhaltig

Der Klimawandel betrifft längst nicht mehr nur die kommenden Generationen, sondern uns alle. Das wird umso bewusster, wenn wir an die Rekordtemperaturen in diesem Monat denken, und führt uns vor Augen, dass wir in allen Bereichen unseres Lebens dringend einen nachhaltigen Ansatz brauchen. Diese Notwendigkeit schließt auch die Modebranche ein. 

72 Millionen ungetragene Kleidungsstücke in Österreich

Wussten Sie, dass die 14- bis 69-Jährigen Österreicherinnen und Österreicher rund 547 Millionen Kleidungsstücke besitzen? 2019 haben die Ausgaben für Kleidung in Österreich mit 9,27 Milliarden Euro einen noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Kleidung, die überwiegend bei Billiganbietern wie H&M, ZARA und KiK gekauft wurde. Alles Unternehmen, die mit umweltschonender Produktion bislang wenig am Hut haben.

Laut einer Studie von Greenpeace besitzt eine 14- bis 69-jährige Person in Österreich im Durchschnitt 85 Kleidungsstücke. Dabei sind Unterwäsche und Socken nicht mit einberechnet. Das entspricht insgesamt etwa 547 Millionen Kleidungsstücken. Davon wird jedes achte nie, fast nie oder nur sehr selten getragen. Das heißt: 72 Millionen Kleidungsstücke werden nur für den Schrank produziert.

Aber Hand aufs Herz: Benötigen wir diese Fülle an Kleidung wirklich? Wäre im Sinne unseres Planeten weniger nicht mehr? Wollen wir mit unserem eigenen Lebensstil nicht vielmehr dazu beitragen, dass sich den nachfolgenden Generationen die gleichen Möglichkeiten in Form von Ressourcen bieten, die auch wir zur Verfügung haben?

Ja, es geht auch anders!

Die Wegwerfgesellschaft, in der wir groß geworden sind, ist nicht mehr zeitgemäß. So wie in der Lebensmittelindustrie können wir auch in der Modeindustrie durch unser aktives Konsumverhalten eine Änderung herbeiführen.

Durch eine achtsamere Lebensführung können wir nicht nur die Arbeits- und Lebenskraft jedes einzelnen fördern, sondern gleichzeitig auch negative Auswirkungen auf das Leben anderer vermeiden. Wie bei Lebensmitteln gibt es auch in der Modebranche verlässliche Zertifikate, Siegel und/oder Labels, die uns bei der Auswahl unterstützen, indem sie uns entsprechende Orientierung geben.

Bleibt noch die Frage: Qualität vor Quantität, auch wenn das einzelne Stück mehr kostet?

Diese Frage muss jede und jeder für sich selbst beantworten. Dafür spricht, dass Qualität nicht nur lange Freude bereitet, sondern auch wertbeständiger ist. Qualifiziertes Handwerk kann nicht mit asiatischer Billigproduktion konkurrieren, denn es spielt in einer anderen Liga. 

Die weltweite Klimaschutz-Diskussion hat aber bereits dazu geführt, dass es immer mehr Anbieter gibt, die umweltschonend, regional und sozial produzieren und auf natürliche Materialien setzen. Einer davon ist Brunello Cucinelli, italienischer Luxusdesigner und Inhaber der gleichnamigen Made in Italy – Marke.

Bereits 1977 begann Cucinelli in seinem Heimatort in einer kleinen Werkstatt mit der Herstellung von gefärbtem Kaschmir. Heute ist er dafür bekannt, überdurchschnittlich hohe Löhne zu zahlen und seine Mitarbeiter am Gewinn zu beteiligen. Auch langes Arbeiten gibt es bei ihm nicht – um 17:30 Uhr macht die gesamte Belegschaft Feierabend. Und er spendet – 20% der Gewinne des Unternehmens werden in eine Stiftung eingebracht, die in den letzten Jahren brachliegende Industrieflächen nach Rekultivierung der Böden in Ackerland und Flächen für Wein- und Olivenanbau zurückverwandelt hat. Cucinelli-Mode hat ihren Preis, der weltweite Erfolg gibt ihm aber Recht. 

Wir müssen aber gar nicht nach Italien schauen, auch in Österreich gibt es zahlreiche Erfolgsgeschichten: Erdbär designt Kleidung in Salzburg, die sowohl stylisch, als auch im Einklang mit der Natur – also vollkommen klimaneutral und schadstofffrei – produziert wird. Ein durchschnittliches Kleidungsstück erzeugt 11 kg CO2. Mittels nachhaltiger Produktion kann Erdbär diesen Wert auf 4 kg CO2 senken. Die 4 kg je Kleidungsstück werden durch Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen ausgeglichen. Außerdem werden die beteiligten Menschen und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette fair entlohnt. 

Die beste Art, nachhaltig zu wirtschaften ist, Dinge zu machen, die Bestand haben. Das ist seit jeher der Leitsatz der Schuhmanufaktur Ludwig Reiter, deren Ursprung in das Jahr 1885 zurückreicht. Heute verfügt das Familienunternehmen über 13 Geschäftslokale im DACH-Raum. Darüber hinaus führen rund 200 Fachgeschäfte auf der ganzen Welt die Produkte der Manufaktur, die ihren Sitz in Süßenbrunn bei Wien hat. Verarbeitet wird fast nur europäische Rohware – wegen der kurzen Transportwege und der artgerechten Haltung der Tiere. Zudem achtet das Unternehmen auf die Reparaturfähigkeit der Produkte und die Recycelbarkeit der Materialien. Anstelle von Modetrends setzen die Schuhmacher auf klassische Schnitte und moderne Elemente, die auch in der nächsten Generation noch tragbar sind. Eine gewisse Patina macht die Schuhe für Fans noch attraktiver. 

Fazit: Das Angebot an nachhaltig produzierter Mode ist groß. Bei der Auswahl helfen uns verlässliche Zertifikate und Siegel. Die Entscheidung dafür liegt aber letztendlich bei uns.

Wo Sie noch nachhaltige Mode finden: