Wir feiern das Comeback der Sommerfrische

Von wegen verstaubt: Wer 2020 hip sein möchte, der fährt auf Sommerfrische. Am besten mit der Bahn und raus aus der Stadt. Dank Corona haben wir Gelegenheit, Österreichs Tourismus-Hotspots in Ruhe zu genießen und gleichzeitig unsere Wirtschaft zu unterstützen.

Es muss nicht unbedingt Hallstatt sein, aber wer noch nie dort war, sollte das jetzt nachholen. Immerhin UNESCO-Weltkulturerbe und für viele das schönste Dorf der Welt. Da der Ort infolge der Corona-Krise derzeit sowohl von ausländischen Reisegruppen als auch fotosüchtigen Influencern verschont bleibt, werden wir ihn wohl nie wieder so menschenleer genießen können wie im Sommer 2020. Per Zug gelangt man sogar umweltfreundlich an sein Ziel. Einziger Nachteil: Es gibt keine Direktverbindung. Man muss auf jeden Fall zumindest einmal umsteigen und das kostet leider Zeit. Dafür gibt es bei den ÖBB das Ticket von Wien nach Hallstatt bereits ab 40 Euro. 

Hotspot Salzkammergut

Überhaupt ist das Salzkammergut die Destination für Sommerfrische schlechthin: Fuschlsee, Wolfgangsee, Attersee und Mondsee ließen schon im Fin de Siècle die Herzen der Städter höherschlagen. Die Landschaft ist einmalig und die Seen sind wunderschön. Naturliebhaber kommen auf jeden Fall auf ihre Rechnung. Wer die Berge liebt, wird von den Hochtälern und Gletschern rund um den Dachstein und dem Ausseerland begeistert sein. Wellness-UrlauberInnen kommen in Bad Ischl ebenso auf ihre Kosten, wie SeglerInnen am Traunsee. Das Salzkammergut ist der Inbegriff der Sommerfrische und unterstützt uns dabei, unsere persönliche CO2-Bilanz nachhaltig zu verbessern. Die Sache hat nur einen Haken: Günstig ist die Region nicht. Wer gewöhnt ist, um 29 Euro zur Ballermann-Party zu fliegen, könnte im Salzkammergut einen Kulturschock erleiden. 

Erholung in den „Wiener Alpen“

Die „feine Wiener Gesellschaft“ wusste schon vor mehr als 100 Jahren, wo es im Sommer am schönsten ist. Wem die Reise nach Abbazia zu anstrengend war, der machte auf halbem Weg Station. Anfang des 20. Jahrhunderts war man ohne Sommerfrische in den Wiener Alpen so was von out. Die Betuchten der Stadt reisten mit dem Zug an und übernachteten in der Villa Antoinette am Semmering oder im Knappenhof am Fuße der Rax. Dann genoss man die Ruhe, die Natur sowie die malerische Aussicht. Während die kühlen Nächte endlich wieder einen entspannten Schlaf garantierten. Viele der klassischen Quartiere stehen übrigens heute noch zur Verfügung. Wandern, Radfahren, Klettern, Mountainbike, Golf: In Sachen Sport bleiben in den „Wiener Alpen“ ebenfalls keine Wünsche offen. Die Semmeringbahn – ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe – sollte nicht nur für Bahnliebhaber ein Pflichttermin sein. Darüber hinaus ist die Gegend ein Geheimtipp für Genießer. Die regionalen Zutaten probiert man am besten bei einem der urigen Heurigen – das ist günstig und man lernt auch gleich die Einheimischen kennen.

Party am Wörthersee

Wer es gerne cool und modern mag, der muss mit der Bahn weiter in den Süden. Der Wörthersee gilt noch immer als die Côte d’Azur der Alpen. War der See Ende des 19. Jahrhunderts der Hotspot für Kunstschaffende und Mäzene, hielt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der deutsche Geldadel Einzug. Krumpendorf, Velden und Pörtschach gehören bis heute zu den teuersten Wohngegenden in Österreich. Wer ein Grundstück direkt am See sein Eigen nennen kann, der hat es geschafft. Urlauber genießen am Wörthersee vor allem das glasklare Wasser und die herrlichen Strände. Auf Wanderer und Radfahrer warten ebenfalls vielfältige Möglichkeiten. Am Abend geht es dann in die schicken Bars und modernen Restaurants rund um den See. Aber auch hier gilt: Die Urlaubskasse sollte gut gefüllt sein, sonst macht Sommerfrische am Wörthersee keinen Spaß.

Romantik und Natur pur am Berg

Es geht aber auch günstiger: Wer Ruhe und Entspannung schätzt, sollte sich nach einer Berghütte oder einem Alm-Chalet umsehen. Hier bieten sich weniger bekannte Regionen wie der Naturpark Almenland in der Oststeiermark, das Steirische Lachtal oder der UNESCO-Biosphärenpark rund um Fanningberg im Salzburger Lungau an. Diese Ziele punkten nicht nur mit fantastischen Almlandschaften, sondern überraschen uns auch mit moderaten Preisen.

Zum Ausklang noch ein Festspielbesuch

Wenn am Ende des Sommers noch ein wenig Budget übrig ist, könnte man zum Abschluss noch die heimischen Festspiele genießen und damit zu deren Überleben beitragen. Es muss ja nicht unbedingt Salzburg sein. Kulturveranstaltungen gibt es fast in jedem Bundesland und für jede Zielgruppe.

Wie auch immer wir uns letztlich entscheiden: 2020 gibt uns unverhofft die Chance, unsere Urlaubsgewohnheiten radikal zu überdenken und unser Leben nachhaltig zu verändern. Es liegt in unserer Hand, wie groß der CO2-Fußabdruck ist, den wir auf diesem Planeten hinterlassen. Gleichzeitig kann jeder von uns einen Beitrag dazu leisten, dass sich die heimische Wirtschaft rasch wieder von der Corona-Krise erholt und unsere Arbeitsplätze weiterhin erhalten sind.