Wie man über Geld spricht

Ladies – mal ganz ehrlich: Wann habt ihr zuletzt mit jemand über Geld gesprochen? Ich meine jetzt nicht beim Kaffee mit einer Freundin über den Preis der letzen Flugreise oder die Kosten für das Fitness-Center. Sondern ein richtiges Gespräch! Mit eurem Partner oder euren Eltern, einer Freundin ober mit euren Kindern – und zwar über Finanzen. Denn eines ist klar: Männer sind keine Pensionsvorsorge!

Es gibt hierzulande kaum ein größeres Tabu-Thema als unsere finanzielle Situation, unser Einkommen oder unsere Veranlagung. Anders als in den USA, wo gefühlt jeder und überall über seine Finanzgeschäfte und sein Vermögen spricht, finden diese Gespräche bei uns – wenn überhaupt – hinter verschlossenen Türen statt. In vielen Partnerschaften und Familien spricht man überhaupt nicht darüber.

Jetzt sitzen aber die meisten von uns dank COVID-19 im Homeoffice und haben endlich mehr Zeit. Mehr Zeit, um über uns und unser Leben, unsere finanzielle Situation und unsere Partnerschaft nachzudenken. Auch über den Vermögensaufbau mit Eigenkapital für eine größere persönliche Unabhängigkeit. Zugegeben für viele von uns fremdes Terrain, aber finanzielle Intelligenz für die eigene Absicherung ist nun wichtiger denn je. Denn es geht einzig und allein um eine clevere Planung. Und: Keine Angst – gemeinsam schaffen wir das!

Worum es dabei für uns geht, zeigt ein Blick auf die aktuellen Zahlen und Fakten:

  • Einer OECD-Studie zufolge kümmern sich hierzulande in zwei Drittel der Familien die Väter um die Finanzen. Den Frauen ist die finanzielle Konsequenz meist nicht bewusst. Das böse Erwachen folgt meist mit einer Scheidung.
  • Eine Studie der FH Joanneum zeigt: Anlegerinnen sind sehr sicherheitsorientiert und haben im Schnitt nur 9% Aktien im Portfolio, bei Männern ist der Anteil doppelt so hoch. Frauen verzichten damit langfristig auf viel Ertrag und Einkommen, das ihnen im Alter fehlt.
  • Die Durchschnittspension der Frauen liegt in Österreich bei 947 Euro, jene der Männer bei 1.534 Euro, die Armutsgrenze bei 1060 Euro;
  • 41 % der armutsgefährdeten Menschen in Österreich sind Frauen über 20 Jahren, 33% Männer und 26% Kinder und Jugendliche;

Zugegen, selbst in einer langjährigen Partnerschaft kann ein Gespräch über die Finanzen Neuland sein, das man lieber nicht betreten möchte. Schließlich weiß man ja nie, wie das Gegenüber darauf reagiert. Aber vielleicht gelingt es ja mit einem soften Einstieg. Ober über Umwege mit einer Geschichte aus dem Leben einer Arbeitskollegin oder einer entfernten Verwandten. Schließlich gibt es viele Finanzthemen, die man in einer Partnerschaft offen ansprechen sollte. Zum Beispiel könnte man in Familien mit Kindern folgende Frage diskutieren: „Sag mal Schatz, deine Mutter ist ja auch ein paar Jahre zuhause geblieben und hat auf die Kinder aufgepasst. Wie haben deine Eltern das finanziell geregelt? Gibt dein Vater deiner Mutter etwas von seiner Pension ab?

Manchmal kommt uns aber auch das Leben mit besonderen Anlässen entgegen, die sich wunderbar für einen Finanz-Talk eignen. So wie eine anstehende Hochzeit im Familien- oder Freundeskreis.

Wer zahlt die Hochzeit und braucht es einen Ehevertrag?

Wer den Schritt vor den Altar wagen möchte, hat ebenfalls eine Reihe von Gelegenheiten, das Thema Geld anzusprechen – auch wenn das nicht gerade besonders romantisch ist. Aber es kann am Ende eine Menge an Ärger, Frust und Enttäuschung ersparen. Dies gilt natürlich auch, wenn die eigenen Kinder oder die beste Freundin den Bund fürs Leben eingehen möchten. In erster Linie ist die Frage zu klären: Wer bezahlt die Hochzeit?

Glücklich, wer hier auf die Unterstützung der Familie zurückgreifen kann. Bezahlt das Paar die Hochzeit selbst, sollte man sich möglichst frühzeitig über das verfügbare Budget einigen. Oder eine für beide Seiten akzeptable Kostenaufteilung. Auch ein Ehevertrag sollte überlegt werden. Vor allem dann, wenn die Partner unterschiedliche finanzielle Ressourcen mit in die Ehe bringen.

Wie wird der gemeinsame Haushalt finanziert?

Auch wer nicht verheiratet ist, aber in einer langfristigen Partnerschaft lebt, sollte in regelmäßigen Abständen über die Aufwendungen für den gemeinsamen Haushalt sprechen. Wer bezahlt die Miete, den Strom, die Heizung, den Einkauf? Was ist, wenn Handwerker benötigt werden? Gibt es eine Haushaltskasse, in die jeder einzahlt? In Ruhe geplant, können klare finanzielle Regelungen in Stresssituationen sehr hilfreich sein. Und was passiert mit den monatlichen Einsparungen durch einen gemeinsamen Haushalt? Soll man sich ein gemeinsames Wertpapierportfolio anschaffen?

Gibt es einen finanziellen Ausgleich für Karenz- oder Pflegezeiten?

Auch Kinder bzw. pflegebedürftige Angehörige sind in fast jeder Partnerschaft ein wichtiges Thema und ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Vor allem in Patchworkfamilien sollte man mit allergrößter Sensibilität an die Sache herangehen. Auch die Frage nach einem finanziellen Ausgleich für eine Karenzzeit bzw. die Pflege von Angehörigen und eine damit einhergehende Teilzeitbeschäftigung sollte innerhalb der Familie besprochen werden. Ein Pensionssplitting wäre hier ein möglicher Denkansatz. 

Was ist, wenn eine Beziehung scheitert? Meist sind es dann wir Frauen, die einen größeren Teil der finanziellen Last tragen – spätestens dann, wenn wir weniger Pension als unser Ex-Partner bekommen, weil wir mehr unbezahlte Familienarbeit geleistet haben. Über einen monatlichen Sparplan könnte hier ein fairer Ausgleich für jenen Partner geschaffen werden, der einen Großteil der Familienarbeit leistet. Dann wäre zumindest die Pensionslücke im Alter ein wenig kleiner.

Wer kümmert sich um den Vermögensaufbau?

Auch der langfristige Vermögensaufbau sollte einen zentralen Platz in der gemeinsamen Finanzplanung haben. Hier zeigt sich meist ganz schnell, wie viel „Gemeinsames“ in einer Partnerschaft möglich ist. Aufschlussreich ist ganz oft die Frage: „Wie haben das deine Eltern gemacht? Gab es ein gemeinsames Wertpapierdepot? Oder hat dein Vater die Finanzen gecheckt und deine Mutter den Haushalt?“ Zu überlegen ist, ob es überhaupt ein gemeinsames Wertpapierportfolio geben soll, oder ob nicht besser jeder für sich ansparen möchte. Hier kann ein Informationsgespräch mit einem vertrauensvollen Vorsorgeberater durchaus Sinn machen. In Corona-Zeiten geht dies auch relativ einfach über Teams, Skype oder ähnliches.

Warum so risikoscheu?

Zu guter Letzt sollten wir uns auch noch überlegen, warum uns Sicherheit bei der Veranlagung unseres Geldes so wichtig ist. Und ob wir auch mit ein wenig mehr Risiko leben könnten, wenn dafür im Gegenzug ein langfristig höherer Ertrag erzielbar wäre. Auch hier zeigen zahlreiche Studien, dass Frauen im Vergleich zu Männern verstärkt auf Sicherheit setzen und dafür langfristig auf Rendite verzichten. Vielleicht findest du in deiner Familie auch dafür eine Lösung: Ein gemeinsames Sparbuch für den Notfall – also wenn die Waschmaschine streikt und dringend eine neue gebraucht wird oder der Fernseher kaputt geht. Wenn es eine ausreichende Liquiditätsreserve für ungeplante Anschaffungen gibt, dann kann man auch mit langfristigem Risiko etwas entspannter umgehen. Dann ist auch ein eigenes Wertpapierdepot für jeden Partner mit ertragsstärkeren Papieren für den langfristigen Vermögensaufbau eine sinnvolle Option. So kann die Familie ihren gewohnten Lebensstandard auch im Alter finanzieren.

Also keine Angst: Ein offener und wertschätzender Money-Talk kann jede Beziehung langfristig stärken.