Bitcoin sind noch nicht gesellschaftsfähig

Wir sind zwar keine Bitcoin-Expertinnen, aber wir haben eine persönliche und berufliche Meinung dazu. Dies ist unser Versuch einer Annäherung.

Kryptowährungen sind uns alles andere als egal – auch bei Five Minutes for Finance haben wir uns immer wieder überlegt, wie wir uns dem Thema nähern könnten. Schließlich sind wir keine Expertinnen in diesem Bereich, aber wir haben eine persönliche und berufliche Meinung dazu. Daher widmen wir uns in einem ersten Schritt der gesellschaftspolitischen Seite. Schließlich werden wir hoffentlich bald wieder auf Events oder Partys gehen können und dann sollte frau auf jeden Fall up to date sein.

Denn geht es um Bitcoin & Co, gibt es lautstarke Befürworter und stille Kritiker. Boulevardmedien überschlagen sich förmlich mit Jubelmeldungen – gefühlt jagt ein Rekordhoch das nächste. Und interessanterweise kennt mittlerweile fast jeder einen Lucky Guy aus dem erweiterten Freundes- oder Bekanntenkreis, der damit richtig viel Geld verdient hat. Von Verlierern habe ich noch nie etwas gehört – das kann vielleicht auch daran liegen, dass diese ihr Unglück nicht so gerne an die große Glocke hängen. 

Also versuchen wir eine Annäherung an beide Positionen und beschränken uns auf die Pros und Contras – aber ohne Gewähr. Unsere Ausführungen sollten auf keinen Fall als Basis für eine Investmententscheidung herangezogen werden.

Werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die kurze Geschichte der Kryptos:

Die ersten Bitcoins der Geschichte wurden Anfang 2009 erstellt – genauer gesagt errechnet, denn Bitcoins existieren nur auf Computern, Handys und Speichermedien. Wörtlich übersetzt sind Bitcoins Münzen, die nur auf Computern – also nur digital – existieren. Bitcoins werden auch als Kryptowährung bezeichnet. Kryptographie, also Verschlüsselungstechnik, spielt eine entscheidende Rolle beim Erstellen der Blockchain. Schließlich soll ja etwas vermieden werden, was bei rein digitalen Gütern normalerweise passiert: dass eine Kopie nicht vom Original zu unterscheiden ist und „Falschgeld“ den Markt flutet.

Mittlerweile gibt es auch andere Kryptowährungen. Manche sind aus dem Bitcoin abgeleitet, andere, wie Ether (Ethereum), wurden separat entwickelt. Der Bitcoin selbst ist mit rund 66 Prozent der Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen aber weiterhin die bekannteste und am meisten verbreitete. Der gemeinsame Anspruch dieser Internetwährungen ist es, dass sie in Zukunft als Alternative zu staatlichen Währungen dienen sollen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Schon die Frage, wie ein Bitcoin aussieht, zeigt: Dieses System ist etwas völlig Neues. Während wir in unserem Alltag im Umgang mit herkömmlichen Währungen, Bankomat- und Kreditkarten vertraut sind und von Finanzprodukten wie Aktien, Anleihen oder einem Goldbarren zumindest eine Vorstellung haben, ist das bei der digitalen Abfolge von Ziffern und Buchstaben anders. Kryptowährungen kann man nicht angreifen, es gibt keine Bitcoin-Münzen oder Scheine.

Was also sind Kryptowährungen?

Die wichtigsten Fakten in aller Kürze:

  • Bitcoins sind digitale Werteinheiten, die als dezentrale Währung dienen sollen. Es gibt sie nur als Bits und Bytes auf Computern oder Speichermedien. Steuern oder Miete kann man mit Bitcoins nicht bezahlen. Kein Unternehmen muss Bitcoin akzeptieren, oder kann selbst in Bitcoin bilanzieren.
  • Bitcoin ist kein gesetzliches Zahlungsmittel. Hinter Bitcoins stehen kein Staat und keine Zentralbank, sondern eine weltweite Datenliste, die sogenannte Blockchain. Darauf sind alle Bitcoin-Transaktionen gespeichert. 
  • Bitcoin ist kein Gut. Es kann also keinen Ertrag erwirtschaften (wie z.B. Unternehmen, bzw. deren Aktien). Es ist auch kein Produktionsfaktor, der einen Wert hätte (Gold wird immerhin in der Industrie verwendet). Der Wert von Bitcoins ist daher eine Glaubensfrage.
  • Der Handel mit Bitcoins ist hochspekulativ. Der Kurs hat sich in der Vergangenheit innerhalb von Wochen schon mal verdoppelt, aber auch wieder halbiert.
  • Außerdem gibt es keine Garantie, dass man Bitcoins in Zukunft mit Gewinn verkaufen kann. Sie können auch komplett wertlos werden.
  • Dass die Bitcoin-Menge nicht beliebig wachsen kann und es keine zentrale Kontrollmöglichkeit gibt, sehen Freunde der Kryptowährung als enormen Vorteil. Für Privatanleger sollte das eher ein Warnsignal sein. Denn Bitcoins verändern ihren Wert nicht mit Änderungen in der Wirtschaft. 
  • Damit kann Bitcoin im Gegensatz zu Gold auch nicht als Sicherer Hafen betrachtet werden. Fans von Bitcoin argumentieren zwar so, tatsächlich aber haben Bitcoins in ihrer kurzen Geschichte eher wie ein Verstärker auf Kapitalmarktkrisen reagiert und keineswegs als Absicherung. Bitcoins sind also kein Inflationsschutz: Wie soll das möglich sein, wenn Bitcoin allein letztes Jahr 500% gemacht hat?
  • Ein Bitcoin-Investment ist nicht nachhaltig. Um neue Bitcoins zu erzeugen, müssen immer komplexere Rechenaufgaben gelöst werden („Mining“), was immer mehr Computerkapazitäten, und damit Energie benötigt. Auch die Verwaltung von Bitcoin-Transaktionen über die Blockchain ist sehr zeitaufwendig und kostet ebenfalls Energie. Bitcoin-Mining kostet heute so viel Energie wie ganz Argentinien in einem Jahr verbraucht. 40% dieser Energie wird aus fossilen Brennstoffen erzeugt. Die Zentren des Bitcoin-Minings sind dort, wo Energie billig ist. Es gibt heute drei dominante Länder: Russland, Weißrussland und China. Hmmm. 

Auch die heftigen Preisschwankungen sind als Risikohinweis zu sehen. Anfang 2021 kostete ein Bitcoin so viel wie ein Mittelklasseauto. Privatanleger sollten sich vom Hype um Bitcoins also nicht gleich mitreißen lassen, sondern die Risiken und Nebenwirkungen kennen. Ganz wichtig: Als langfristige Wertanlage eignen sich Bitcoin & Co nicht.

Bitcoin sind eine beeindruckende Erfindung – darin sind wir uns alle einig. Man muss einmal auf die Idee kommen, ein System zu erfinden, das von einer Maschine ausgeführt wird und das gleichzeitig als neue Währung und private Wertanlage dienen soll. Es erinnert ein wenig an die Alchemisten des Mittelalters, die aus nichts Gold machen wollten. Oder an die Medicis, die das Kreditsystem erfanden. Ein System, das die Bankiers sehr reich, und viele Menschen sehr, sehr arm gemacht hat.

Wer verdient heute an Bitcoins?

Das steigende Interesse von Investoren und Anlegern trifft auf ein begrenztes Angebot, weil die Bitcoin-Geldmenge limitiert ist und es Zeit braucht, neue Bitcoins zu schöpfen. Zuletzt war vor allem die Nachfrage aus China enorm, die dortige Bitcoin-Börse ist inzwischen zum weltweit größten Handelsplatz für die Cyberwährung geworden. Grund war die Akzeptanz von Bitcoin durch eine Tochter von Baidu, dem chinesischen Pendant zu Google. 

Kann man mit Bitcoins zahlen?

Ja, mittlerweile akzeptieren einige Unternehmen (z.B. Tesla) und Zahluungsdienstleister (z.B. Paypal, Mastercard und Visa) Bitcoins. Aber Achtung: Die Transaktionskosten sind immens!

Taugen Kryptowährungen als Geldanlage?

Wer in Bitcoin investieren möchte, sollte sich im Klaren sein, dass Guthaben in Cyberwährung keinen Einlagenschutz genießen. Sie gelten als Sondervermögen wie Gold und Aktien, daher greift der gesetzliche Schutz für Spareinlagen nicht. Und die freiwillige Einlagensicherung der privaten Banken gilt nur für Guthaben in EU-Währungen. 

Unser Fazit:

Die Internet-Währung ist nichts für schwache Nerven und schon gar keine sichere Altersvorsorge. Unbestritten ist, dass Bitcoin & Co unser bekanntes Währungs- und Finanzsystem in seinen Grundfesten erschüttern. Ob sie ihren Anspruch erfüllen können und jemals eine Alternative zu Gold werden, wagen wir aber zu bezweifeln.

Bitcoins sind – unserer Meinung nach – keine sichere Geldanlage. Gewinner sind bisher die Produzenten der digitalen Währung, Börsenbetreiber und Investoren, die früh in Bitcoins eingestiegen sind. Die mit einer Geldanlage in Bitcoins verbundenen Risiken sind nicht kalkulierbar.

Aber macht euch doch selbst ein Bild. Wir haben für euch interessante Links dazu zusammengestellt: