Weltfrauentag: Manifest für Frauenrechte

Frauenwahlrecht, Studium und freie Jobwahl: Für all das sind Frauen vor mehr als 100 Jahren auf die Straße gegangen. Vieles wurde bisher erreicht. Der Weltfrauentag erinnert uns aber daran, dass es in Sachen Gleichberechtigung noch einiges zu tun gibt. Hinzu kommt, dass durch Corona die Erwerbstätigkeit von Frauen gesunken ist und wir Gefahr laufen, uns in einem neuen Biedermeier wiederzufinden.

Wie alles begann…

Der internationale Frauentag oder Weltfrauentag geht auf die Initiative sozialistischer Frauenorganisationen zurück, die damit weltweit auf die Diskriminierung von Mädchen und Frauen aufmerksam machen wollten. Anfangs war es das Hauptziel der Bewegung, das Wahlrecht für das eigene Geschlecht zu erkämpfen. Denn was uns heute als selbstverständlich erscheint, blieb Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein verwehrt – nicht nur in Österreich. Um 1900 hatten Frauen in den meisten europäischen Ländern weder die Möglichkeit zu wählen, noch konnten sie sich anderwärtig am politischen Geschehen beteiligen. Auch an Hochschulen war ihnen der Zutritt verwehrt. Nicht viel besser sah es in den USA aus, dem Ausgangspunkt der internationalen Frauenbewegung.

Die Zeit der Veränderung

Auch die Idee für den Weltfrauentag stammte aus den USA und feierte dort einen international vielbeachteten Erfolg. Wenig später schwappte der Spirit auch auf Europa über und 1910 sprach sich die deutsche Sozialistin Clara Zetkin öffentlich für die Einführung eines internationalen Frauentags aus. Ein Jahr später, am 19. März 1911, fand der erste internationale Frauentag statt. Frauen aus Österreich, Deutschland, Dänemark, der Schweiz und den USA gingen auf die Straße, um sich für ihr Wahlrecht einzusetzen.

Am 12. November 1918 führte Österreich das Wahlreich für Frauen ein. Die Alpenrepublik war damit aber nicht das Schlusslicht. In der Schweiz gibt es das Wahlrecht für Frauen erst seit 1971, in Liechtenstein mussten sie bis 1984 warten.

Obwohl die Einführung des Frauenwahlrechts ein großer Schritt nach vorne war, passte die selbstständige Frau nicht in das chauvinistische Weltbild der Nationalsozialisten. Die Frau wurde auf ihre Rolle als Mutter reduziert, ihr Auftrag lautete: Kinder gebären und das Heim hüten. Während der NS-Zeit war der Frauentag daher auch offiziell verboten. 

Wiederbelebung

Der Weltfrauentag wurde erst in den 60er- und 70er-Jahren wiederbelebt. Frauendiskriminierung war also bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Teil unseres gesellschaftspolitischen Systems. Bis 1962 durften Frauen kein eigenes Konto eröffnen. Schlimmer noch: Bis 1969 brauchten sie die Zustimmung des Ehemannes, um arbeiten zu dürfen. 

Die österreichische Frauenbewegung

Als Vorreiterin der österreichischen Frauenbewegung gilt die Feministin und erste Frauenministerin Österreichs, Johanna Dohnal. Sie war auch federführend dafür verantwortlich, dass Anfang der 90er-Jahre Frauenrechte wie die Beseitigung der Amtsvormundschaft bei ledigen Müttern, das Recht zur Betretungsverweigerung bei Gewalt in der Ehe und das gesetzliche Verbot der sexuellen Belästigung gesetzlich verankert wurden. 

Auch 2021 ist noch viel zu tun

Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, mehr Frauen in Führungspositionen und finanzielle Unabhängigkeit von Frauen vor allem auch in der Pension stehen heute ganz oben auf der Agenda. 

Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen liegt aktuell bei 14 Prozent und verringert sich nur sehr langsam. Das heißt, Frauen verdienen für gleiche Arbeit ein Siebtel weniger als ihre männlichen Kollegen. Dieser Gap vergrößert sich bei den Pensionen auf 40 Prozent. Die durchschnittliche Frauenpension liegt mit 1.083 Euro brutto nahe der Armutsgrenze. Diese Zahlen sind auch schon ein Indiz dafür, wie es mit Frauen in Führungs- oder Vorstandspositionen aussieht. Sie sind mehr als rar! Je höher die Karriereleiter, desto geringer der Frauenanteil. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group zu Gender Equality in Österreichs top 50 börsennotierten Unternehmen: Unter 183 Vorständen gibt es nach wie vor nur 13 Frauen. Mit einer Frauenquote von 8,9 Prozent ist Österreich im europäischen Vergleich vor Luxemburg Schlusslicht.

Rückfall in alte Muster

Mit Beginn der Pandemie war ein Rückfall in alte Muster zu beobachten: Der Anteil der Frauen am heimischen Arbeitsmarkt ist stark gesunken, denn die Corona-Arbeitslosigkeit hat hierzulande besonders viele Frauen getroffen. Insgesamt stehen rund 230.130 Frauen in der Arbeitslosenstatistik des Arbeitsmarktservice – das ist ein Plus 34,5 Prozent gegenüber den Vor-Corona-Werten.

Viele Frauen sind von der Bildfläche verschwunden, weil sich alles nicht mehr ausgeht, was sie da locker und mediengerecht unter dem Titel „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ zustande bringen sollen. Homeoffice und Homeschooling haben den Wirkungskreis von Frauen erheblich reduziert. Der Rückzug ins Private, häusliches Glück und die eigenen vier Wände haben an Bedeutung gewonnen. Für uns Frauen bleibt nur zu hoffen, dass die Pandemie kein „neues Biedermeier“ einleitet. 

Seit einem Beschluss der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) im Dezember 1977 wird der internationale Frauentag weltweit am 8. März begangen.