Wie nachhaltig sind Bitcoin & Co?

Bitpanda ist nicht nur das österreichische Synonym für Blockchain und Kryptowährungen, sondern auch eine international gefeierte Start-Up-Erfolgsstory. Aber haben Tech-„Einhörner“ wie Bitpanda in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit, ein achtsamer Umgang mit Ressourcen und gesellschaftspolitische Verantwortung gefragt sind, nicht irgendwie einen fahlen Beigeschmack? 

Vor einiger Zeit wurde Bitpanda, ein österreichisches Start-up – zählt man eigentlich noch als Start-up, wenn man 2014 gegründet wurde? – von den Medien als Unicorn gefeiert. Damit wurde Bitpanda ein österreichisches Synonym für den Erfolg von Blockchain und Kryptowährungen. Doch passen Kryptowährungen und Nachhaltigkeit – zwei Top-Themen im Finanzbereich – zusammenpassen? 

„Schätzungen zufolge verbraucht die Transaktion von einem einzigen Bitcoin so viel Strom wie 695.000 Zahlungen mit der Visakarte.“

Der jährlich geschätzte Stromverbrauch der Kryptowährung Bitcoin ist größer als der Jahresstromverbrauch von Norwegen. Und: Eine Blockchain benötigt mehr Strom als 17 Millionen Menschen, also die doppelte Einwohnerzahl von Österreich. 

Umweltsünder Bitcoin: Die Ökobilanz für die Kryptowährung fällt miserabel aus. Quelle: Visual Capitalist/University of Cambridge

Wie hängen nun Blockchain und Bitcoins zusammen? Bitcoin-Transaktionen werden in Blöcken zusammengefasst, die wiederum eine Kette bilden, also eine Blockchain. Und weil wir gerade bei Begriffserklärungen sind: Unicorns sind Start-ups, die vor einem Börsegang oder Exit mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet werden. Was Bitpanda angeht: quasi Silicon Valley mitten in Wien!

Wie kommt es aber zu diesem erwähnt hohen Stromverbrauch? Mehrere Aspekte sind dafür relevant. Einerseits benötigt die Herstellung von Bitcoins – also der Prozess des Minings, bei dem der Computer komplexe Rechenaufgaben lösen muss – viel Energie. Und zum anderen führt die Nachfrage nach der digitalen Währung dazu, dass verstärkt „geschürft“ wird, was wiederum einen erhöhten Strombedarf nach sich zieht. Und schließlich sichert der Proof-of-Work-Prozess die Bitcoin-Blockchain und das gesamte Vermögen der Anleger:innen vor Hacks (derzeit sind das fast eine Milliarde US-Dollar.)

Initiativen, um Kryptowährungen grüner zu machen

Aber wie kann man diesen Prozess nachhaltiger gestalten? Dazu gibt es mehrere mögliche Ansätze: Entweder man arbeitet im Rahmen des bestehenden Verfahrens mit erneuerbarer Energie, oder man findet ein neues, energieeffizienteres Verfahren.

Immerhin drei Viertel der Miner geben in der „3rd Global Cryptoasset Benchmarking Study“ an, einen Strommix auch aus erneuerbarer Energie zu verwenden. Darüber hinaus kann Bitcoin-Mining überall erfolgen, wo ungenützte natürliche Ressourcen zur Verfügung stehen, z.B. wird in Island Energie aus Erdwärme (Geothermie) verwendet. Mit der Wiederverwendung von Wärme experimentiert ein Pilotprojekt in Schweden. Hier wird die Abwärme der Server für das Beheizen von Gewächshäusern weiterverwendet. Eine wesentliche Maßzahl zur Erreichung der Klimaziele ist der CO2-Ausstoß: Dieser ist bei der Produktion und Verwendung von Bitcoins laut Anita Posch (Bitcoin-Podcasterin) angeblich halb so groß wie bei Kreuzfahrtschiffen.

Ein Ansatz, der mit weniger Energie auskommt, ist beispielsweise das Proof-of-Stake (POS)-Verfahren. Bei diesem „Anteilsnachweis“ werden für die Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Transaktion bestehende Einheiten der Kryptowährung herangezogen. Diese werden gepoolt und vom Besitzer dieser Kryptowährung für eine bestimmte Zeit überlassen, als Gegenleistung dafür erhält er Zinsen. Damit wird der bekannte Prozess analog zum Finanzbereich gespiegelt: Je mehr Vermögen jemand in einer Kryptowährung besitzt, desto mehr kann er auch mit dem Verleihen seiner Anteile verdienen. Für diesen Prozess ist keine zusätzliche Rechenleistung erforderlich, womit sich auch der Energieverbrauch in Grenzen hält.  Auf dieses Konzept setzen bereits Kryptowährungen wie Cardano und Polkadot. Ethereum plant mit Ende 2021 auf POS umzustellen, wodurch der Energieverbrauch um 99 Prozent verringert werden könnte.

Auf Energieeffizienz setzt auch der dezentrale Proof of Commitment (PoC+) von Signum. Bei diesem Verfahren wird weniger als 0,002 Prozent des Energieverbrauchs im Vergleich zu Bitcoin benötigt. Aufgrund des geringen Energieaufwandes, der für das Betreiben der Blockchain und deren Währung Signa anfällt, spricht man von der ersten nachhaltigen Blockchain

Nachhaltigkeit von Kryptowährungen abseits des Energieverbrauchs

Der hohe Energieverbrauch ist aber nicht das einzige Nachhaltigkeits-Kriterium, das wir berücksichtigen sollten. Es gibt auch noch die sozialpolitische Verantwortung. Bitcoins sind nicht nur Spekulationsobjekt, sondern eröffnen nicht zuletzt in Entwicklungsländern vielen Menschen den Zugang zu Finanzdienstleistungen beziehungsweise ermöglichen ihnen erstmals die Teilnahme am Wirtschaftsleben. Nachdem es sich um eine Internetinfrastruktur handelt, hat jeder User/Userin einen gleichberechtigten, sicheren, weltweiten Zugang zu dieser digitalen Währung. 

Kryptowährungen als alternative Geldanlage?

Aber welche Gewinnchancen bieten Kryptowährungen uns Anleger:innen? Nun die Antwort lautet: Viele, aber Kryptos sind definitiv nichts für schwache Nerven. Zum einen wird der hohe Energieverbrauch von Bitcoin an der Börse immer wieder abgestraft – nicht erst seit Elon Musk mit seinen Aussagen einen signifikanten Kurseinbruch ausgelöst hat. Andererseits gab es fast zeitgleich Spekulationen, dass Amazon künftig Bitcoins für Onlineeinkäufe annehmen könnte. Was wieder eine ordentliche Kursbewegung nach oben mit sich brachte. Mit anderen Worten: Bitcoin & Co sind hoch volatil und jedes Gerücht führt zu Ausschlägen nach oben oder unten.

Aus einem nachhaltigen Blickwinkel kann man allerdings vorsichtige Entwarnung geben: Wenn man auf Kryptowährungen setzt, muss man die eigenen Nachhaltigkeitsansprüche nicht gänzlich über Bord werfen.  

Meine persönlichen Kryptoerfahrungen

Auch ich habe vor einigen Monaten Kryptowährungen gekauft. Der investierte Beitrag ist zwar bescheiden, aber ich wollte den Prozess einfach einmal selbst erleben. Ich erwarte mir keine sagenhaften Gewinne und habe auch nicht die Absicht, damit im Darknet unerlaubte Einkäufe zu tätigen. Apropos Darknet: Nachdem die Blockchain-Technologie sehr transparent ist, werden nur 0,34 Prozent der Transaktionen als illegal eingeschätzt. Ich habe mich für ein Konto bei BISON (gehört zur Düsseldorfer Börse) entschieden – erschien mir seriös. Streng genommen habe ich damit keine Kryptowährung im engeren Sinn gekauft, sondern ein Konto mit Kryptowährungen eingerichtet. Sowohl die Einrichtung des Kontos als auch das Handling generell waren außerordentlich einfach. Mein Kryptokonto besteht aus Bitcoin, Ethereum, Ripple, Litecoin und Bitcoin Cash. Ich habe mir vorgenommen, Ethereum genau zu beobachten, sollte sich dies zu einer echten nachhaltigen Alternative entwickeln. Dennoch: Für mich wird es ein Experiment bleiben und kein alternatives Investment werden. 

Noch Fragen? 

Wenn Ihr dazu Fragen habt, lasst es uns wissen. Wir werden uns immer wieder damit beschäftigen und die Entwicklung von Bitcoin & Co verfolgen. Apropos: Bei der Recherche zum Beitrag bin ich auf einen interessanten Podcast von Anita Posch unter dem Namen „Bitcoin & Co“ gestoßen, falls Ihr Lust und Zeit habt, hier hineinzuhören. Top-Bewertungen!

Eure Heidrun Kopp

Quellen: