Kinder: Luxus oder Investment?

Unlängst hat eine befreundete Mutter eine interessante Frage an unsere Elternrunde gestellt: Sie wollte wissen, wieviel Taschengeld unsere Kinder bekommen. Die Antworten waren überraschend vielfältig. Die Bandbreite reichte von „Gar keines, weil sie ohnehin alles bekommen“ bis „Unsere Kinder haben eine eigene Bankomatkarte und können sich damit alles kaufen“.

Seltsamerweise gingen die meisten unserer Freunde davon aus, dass die anderen Eltern das Thema ähnlich handhaben wie sie selbst. Dass es in der Realität ganz anders aussieht, war für die meisten ein Aha-Erlebnis.

Im Laufe der Diskussion haben wir versucht, eine Hochrechnung zu erstellen, wieviel Geld wir bereits in unsere Kinder investiert haben und wieviel wir in Zukunft noch für sie aufwenden müssen. Natürlich war auch das Pensionsthema im Fokus, da wir uns alle einig waren: Unsere Kinder werden wohl nur noch eine staatliche Grundversorgung erhalten, die nicht reichen wird, um den gewohnten Lebensstandard auch im Alter finanzieren zu können.

Aber der Reihe nach.

Um uns einen Überblick über die tatsächlichen Kosten zu verschaffen, müssen wir bereits vor der Geburt der kleinen Wonneproppen beginnen. Denn die Grundausstattung – Kinderwagen, Babytrage, Strampler, Windel, Fläschchen, Schnuller, Bettchen, Babyphone … – summiert sich rasch auf 1000 Euro und mehr. Je nachdem, wie umwelt- und qualitätsbewusst die Eltern sind.

In den ersten Wochen nach der Geburt stellen sich gleich noch ein paar entscheidende Fragen: Soll man für den Nachwuchs einen Sparplan einrichten? Wäre es nicht auch gut, die Kleinen in die Krankenzusatzversicherung mit einzubeziehen? 

Was den Sparplan betrifft, war sich unsere Elternrunde rasch einig: Auf jeden Fall muss man frühzeitig mit dem Vermögensaufbau beginnen! Die Erklärung für diese eindeutige Antwort liefert uns der Zinseszinseffekt.

Das Prinzip ist simpel: Auf angelegtes Kapital erhalten wir i.d.R. Zinsen, die der Anlage gutgeschrieben werden. Werden die Zinsen nicht ausgegeben und bleiben in der Anlage, werden sie in der darauffolgenden Zinsperiode zusammen mit dem ursprünglichen Kapital verzinst. Damit wächst das zu verzinsende Kapital und wir erhalten dementsprechend mehr Zinserträge als in der vorangegangenen Zinsperiode. Dies führt dazu, dass das Vermögen immer schneller anwächst.

Der Zinseszins ist also ein einfaches Mittel, um bereits mit kleinen monatlichen Beiträgen ein Vermögen aufzubauen.

  • Die meisten von uns legen 100 Euro im Monat für jedes Kind an, das sollte mehr als genug für einen gut gefüllten Kapitalpolster zum 18. Geburtstag sein. Oft kommen ja noch Sonderzahlung zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten, Geburtstage oder ein gutes Zeugnis hinzu. Bei einer moderaten Verzinsung von 3% pro Jahr erhalten die Kinder später rund 30.000 Euro als Startkapital ins Erwachsenenleben.
  • Die Entscheidung, welche Investmentlösung die passende ist – neben Direktinvestments in Fonds, Aktien oder ETFs stehen auch noch die fondsgebundene Lebensversicherung, eine moderne Online-Vermögensverwaltung oder das klassische Sparbuch zur Auswahl – ist höchst individuell und sollte auf jeden Fall zu den eigenen Bedürfnissen passen. Dabei spielt auch das persönliche Wertesystem eine wichtige Rolle. Wer nachhaltig lebt, möchte diesen Wertekodex auch gerne in seiner Kapitalveranlagung abgebildet wissen.
  • Das Online-Angebot an professionellen Veranlagungslösungen ist mittlerweile schon sehr umfangreich. Wer sich aber in Bezug auf Risiko und Ertragsaussichten unsicher ist, sollte sich auf jeden Fall von einem Experten beraten lassen. 

Auch die Frage nach der Zusatzkrankenversicherung ist leicht zu beantworten. Da unser staatliches Sozialsystem nicht nur durch Corona massiv belastet wird, ist es wichtiger denn je, für unsere Kinder den Zugang zu einer guten ärztlichen Versorgung sicher zu stellen. Im Gesundheitswesen gibt es leider schon seit einiger Zeit eine Zweiklassengesellschaft und das wird sich wohl nicht mehr ändern. Gute Ärzte verrechnen ihre Leistungen immer öfter privat, da die Honorare der öffentlichen Krankenkassen kaum mehr die Kosten decken. Auch in Krankenhäusern werden Privatpatienten bevorzugt – das ist vor allem in Wien bittere Realität.

Sind die Eltern bereits krankenzusatzversichert, kostet die Aufnahme eines Kindes in den bestehenden Vertrag je nach Versicherung rund 15 bis 20 Euro im Monat.

Eine gute Ausbildung wird immer kostspieliger

Die nächste Kostenfrage taucht bei der Wahl der Schule auf. Zwar verfügt Österreich im internationalen Vergleich über ein hervorragendes Angebot an öffentlichen Schulen, dennoch sind Schulen mit einem ganztätigen Betreuungsangebot rar. Privatschulen haben oft ein besseres Betreuungsangebot, kosten dafür aber auch deutlich mehr. 

In Wien muss man mit rund 450 Euro im Monat für einen Schulplatz mit Halbinternatsbetreuung rechnen.

Hinzu kommen die Kosten für Lernunterlagen und Schulveranstaltungen wie Skikurse, Sprachreisen oder Kennenlern-Wochenenden. Aufs Schuljahr gerechnet, kommen dadurch rund 100 bis 150 Euro pro Monat hinzu.

Weiterführende Schulen bzw. eine Ausbildung an einer Fachhochschule oder Universität schlägt sich auch hierzulange mit mehreren tausend Euro zu Buche. Auslandssemester sind hier noch gar nicht berücksichtigt.

Auch die Kleidung kann ordentlich ins Geld gehen. Im Teeniealter ist Markenkleidung für viele Kids ein Must have. Dabei ist es völlig egal, welcher Style gerade angesagt ist: Es ist auf jeden Fall ein teurer Spaß!

Ein weiterer Aspekt, der ordentlich ins Geld gehen kann, ist die Freizeitgestaltung.

Die meisten Kinder üben die eine oder andere Sportart aus, sind in Vereinen oder gehen regelmäßig mit Freundinnen und Freunden zum Training. Dabei ist die Halbwertszeit von Sportschuhen enden wollend. Gefühlt kaufen wir unserem Nachwuchs zweimal pro Jahr neue Sportschuhe – 100 Euro sind dabei rasch weg. Fahrräder, Reitstiefel, Schutzhelme, Skateboards, Skiausrüstung usw. belasten das Budget zusätzlich.

Alle Kosten im Überblick

Insgesamt kostet ein Kind im Monat also mindestens 600 Euro. Hochgerechnet bis zum 18. Lebensjahr ergeben sich Ausgaben in Höhe von rund 130.000 Euro – kostenintensive Hobbies sind hier nicht eingerechnet.

Erfahrungsgemäß steigen die Kosten mit jedem Lebensjahr des Kindes. Grob kann man sagen:

  • 0 bis 6 Jahre: 500 Euro im Monat, 6.000 Euro pro Jahr, 36.000 für 6 Jahre
  • 6 bis 12 Jahre: 600 Euro im Monat, 7.200 Euro pro Jahr, 43.200 für 6 Jahre
  • 12 bis 18 Jahre: 700 Euro im Monat, 8.400 Euro pro Jahr, 50.400 für 6 Jahre

Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht: Je mehr Kinder in einem Haushalt leben, desto geringer sind die durchschnittlichen Kosten pro Kind. Vor allem, weil man in größeren Mengen einkaufen, kochen und planen kann. Auch Klamotten und Spielzeug können an die jüngeren Geschwister weitergegeben werden.

Und bei all der Rechnerei sollten wir eines nicht vergessen: Kinder sind ein Geschenk. Vielleicht sogar das größte Geschenk überhaupt. Wer schon einmal in die strahlenden Augen seines Kindes geschaut hat, der weiß, wie viel Liebe und Glück sie einem schenken.