Frauen leben länger, aber wovon?

Zwei Drittel der Österreicherinnen gehen davon aus, dass sie von der staatlichen Pension nicht leben können. 35 Prozent der Frauen wissen gar nicht, welcher Betrag ihnen in der Pension zur Verfügung stehen wird. So das alarmierende Ergebnis einer Umfrage von Spectra aus dem Februar 2020. Befragungen mit ähnlichen Ergebnissen gibt es mittlerweile zuhauf. Meist werden sie rund um den Weltfrauentag am 8. März durchgeführt. Danach verschwindet die Thematik bis zum nächsten Jahr wieder in der Schublade. Schade, denn die vielen Frauen drohende Altersarmut ist es zweifelsohne wert, sich langfristig und eingehend mit möglichen Auswegen zu befassen. 

Wie hoch ist eine durchschnittliche ASVG-Frauenpension?

Aktuell beträgt eine durchschnittliche ASVG-Frauenpension rund 1.100,- Euro brutto im Monat. Wenn man bedenkt, was alleine schon Wohnen und Lebensmittel kosten, wird einmal mehr deutlich, dass es für viele Frauen in der Pension wirklich eng wird. Nur zum Vergleich: Die durchschnittliche Männerpension liegt um 42 Prozent höher als die der Frauen. Österreich belegt im europäischen Vergleich damit nach Luxemburg, Malta und den Niederlanden den viertletzten Platz!

Die Ursachen für diesen Pension Gap sind vielfältig. Sie beginnen häufig bereits in der Familie, wo immer noch klassische Rollenbilder und die „Zuverdienerdenke“ vorherrschen. Mädchen werden – so wie ihre Mütter – Verkäuferinnen oder sind im Pflegebereich tätig. Berufe, die im Dienst unserer Gesellschaft systemrelevant sind, jedoch schlecht bezahlt werden. Warum eigentlich? Männer ergreifen die von Haus aus besser bezahlten technischen Berufe. 

Außerdem – und das ist kein Geheimnis – werden Männer und Frauen für die gleiche Tätigkeit nach wie vor nicht gleich bezahlt, Stichwort Pay Gap. Die Einkommensschere liegt im Jahr 2020 bei rund 21 Prozent, in der Finanzbranche ist sie noch höher. Erstaunlicherweise beginnt diese Ungleichheit bereits beim Taschengeld, das bestätigen diverse Untersuchungen. 

Die fehlenden Beiträge am Pensionskonto sind aber auch den Berufsunterbrechungen durch Karenz und der Pflege von Angehörigen, sowie der jahrelangen Teilzeitbeschäftigung nach der Geburt eines Kindes geschuldet. Aktuell arbeitet jede zweite Frau in Teilzeit. Je ländlicher der Raum desto höher wird diese Quote. Das sind nur einige der Gründe für die Altersarmut von Frauen. Mit ihnen könnte man ganze Bücher füllen.

Was kann „frau“ nun tun, um der Altersarmut entgegenzuwirken? 

Das Wichtigste ist der jährliche Blick aufs Pensionskonto, um ein Gefühl zu bekommen, wo man derzeit steht. Das alleine reicht aber noch nicht. In einem zweiten Schritt sollte eine Prognoserechnung für den Pensionsantritt erstellt werden. Das kann man mittels Pensionsrechner allein tun, besser ist es aber, eine Beraterin oder einen Berater seines Vertrauens hinzuzuziehen und auch gleich Maßnahmen für die Zukunft zu setzen. 

Eine solche kann beispielsweise eine private Altersvorsorge sein. Zum Unterschied von vielen anderen Finanzinstrumenten garantiert sie ein lebenslanges Zusatzeinkommen, egal wie alt „frau“ einmal wird. Und es lohnt sich auf jeden Fall, frühzeitig mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Denn der Zinseszinseffekt ist ein einfaches Mittel, um bereits mit kleinen monatlichen Beiträgen ein ansehnliches Vermögen aufzubauen. 

Ratsam ist es auch, trotz Doppelbelastung von Beruf und Familie – Kindererziehung ist in Österreich nach wie vor Frauensache – die Teilzeitbeschäftigung so kurz wie möglich zu halten und eine sich bietende Gelegenheit zur Aufstockung von Stunden tatsächlich zu nutzen. Auch das trägt zur Erhöhung der Beiträge am Pensionskonto bei. 

Was sich ebenfalls positiv auswirkt, ist das Pensionssplitting, das derzeit in Österreich kaum bekannt ist und dementsprechend auch nur sporadisch genutzt wird. Pensionssplitting bedeutet, dass für die ersten sieben Jahre nach der Geburt der Partner bis zu 50 Prozent seiner Teilgutschrift auf das Pensionskonto des anderen Elternteils übertragen lassen kann. Derzeit ist es freiwillig. Ein obligatorisches Pensionssplitting mit Opt-out Möglichkeit wird aktuell von der Regierung diskutiert und wäre als weiterer Puzzlestein zur Linderung von Altersarmut sehr zu begrüßen.

Möglichkeiten für mehr Geld im Alter stellen auch die freiwillige Höherversicherung, das länger im Arbeitsleben Bleiben sowie die Auszahlung der Ansprüche aus „Abfertigung NEU“ erst mit Pensionsaustritt dar.

Ich hoffe, dass Frauen aufgrund der Corona Pandemie mit Schulbeginn nicht noch mehr belastet werden und aufgrund von Homeoffice und Homeschooling weiter zurückstecken müssen. Von der Regierung wünsche ich mir, dass die unbezahlten Tätigkeiten von Frauen (und Männern) durch einen sozialversicherungsrechtlichen Ausgleich honoriert werden und die private und betriebliche Altersvorsorge mehr steuer- und gesellschaftspolitische Beachtung finden. All das wird notwendig sein, um auch im Alter ein lebenswertes Leben führen zu können.