Urlaub 2.0 – oder was uns die Corona-Krise gelehrt hat

Der Schock war für uns alle groß, als wir dank Corona zu Hause bleiben mussten. Auch in den Tourismushochburgen waren die Einheimischen plötzlich wieder unter sich. Eine Zeitlang war’s irgendwie nett, aber doch auch gespenstisch. Vor allem, weil ja auch wir nicht mehr reisen durften. Dabei haben wir uns so an die kurzen Städtetrips quer durch Europa und darüber hinaus gewöhnt. 

Wir flogen zum Diskontpreis – weil Geiz geil war

Billig-Airlines wuchsen in den letzten Jahren wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem BodenDie Devise lautete billig und noch billiger. Bei Flugzeiten von ein paar Stunden braucht man ja auch nicht viel Komfort. Auf Essen und Trinken kann man ohne Probleme verzichten.

Der Espresso in Rom, der Sangria in Barcelona und das Weißbier in München, das hat was…… wir haben uns an das vermeintliche Jet-Set-Leben nur allzugerne gewöhnt.

Aber ist es wirklich notwendig, dass wir uns das mehrmals im Jahr gönnen? Nur weil der Flug so wahnsinnig billig ist?

Man muss kein Finanzgenie sein, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmt, wenn das Taxi zum Flughafen Wien-Schwechat mehr kostet als der Flug nach Barcelona.

Zwischenzeitig wissen wir, dass das hohe Wachstum beim Flugverkehr in erster Linie aus dem individuellen Städte-Tourismus kommt, und nicht durch Langstreckenflüge oder Geschäftsreisen. Kerosin, der Treibstoff für Flugzeuge, ist nach wie vor steuerbefreit, sodass alle Steuerzahler schon vor Corona unwissentlich ihren Beitrag zum Wachstum der Flugindustrie geleistet haben.

Unter uns gesagt: Wenn wir unsere Steuergelder, mit denen die Airlines über die Jahre unterstützt wurden, zu den Ticketpreisen hinzurechnen, sind sie eigentlich gar nicht mehr so günstig.

Die staatlichen Covid-19 Hilfsprogramme für die europäische Flugindustrie betragen stolze 26 Milliarden Euro, ohne dass intensiver hinterfragt worden wäre, ob der Flugverkehr nach Corona wirklich wieder genauso aussehen soll wie vorher. Der C02-Ausstoß und damit die Umweltbelastung ist ungleich höher als beim Reiseverkehr mit der Bahn. Und im Zuge der Verhandlungen mit Laudamotion haben wir eine Vorstellung bekommen, unter welch prekären Bedingungen MitarbeiterInnen von Billig-Airlines arbeiten müssen.

Wir sollten uns daher auch sehr genau überlegen, ob wir dieses Lohn-Dumping tatsächlich weiterhin durch unsere ungebremste Reiselust unterstützen wollen. 

Die Bahn bringt uns bequem und klimafreundlich ans Ziel

Abgesehen vom volkswirtschaftlichen Aspekt spricht auch die Klimaschädlichkeit der Flugindustrie klar für eine nachhaltige Mobilität.

Damit wären wir auch schon beim CO2-Fußabdruck, den wir durch unsere Reiselust verursachen: Es ist noch viel zu wenig bekannt, dass die ÖBB in Europa absoluter Spitzenreiter sind, wenn es um klimafreundliche Mobilität geht.

Denn der Bahnstrom kommt bei den ÖBB zu 100% aus erneuerbarer Energie.

Das ist sicherlich auch der geografischen Lage Österreichs geschuldet, aber Fakt ist: Mit einer Emission von 14 g CO2 pro Personenkilometer liegen die ÖBB im Ranking der Verkehrsmittel klar voran. Im Vergleich dazu hat ein PKW einen 15-mal und ein Flugzeug einen 31-mal so hohen CO2-Ausstoß.

Pro Jahr sparen die Fahrgäste der ÖBB also rund 2,3 Mio. Tonnen COein. Würde man auch den Güterverkehr von der Straße und der Luft auf die Schiene verlagern, könnten jährlich sogar 3,5 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden. Damit würden wir alle einen essentiell wichtigen Beitrag für die Erreichung der Klimaziele Österreichs leisten. 

Der ökologische Fußabdruck spricht für sich, und der Vergleich macht uns sicher:  

CO2-Emissionen der ÖBB im Vergleich zuVerhältnis
PKW1:15
LKW1:21
Flugzeug1:31

Reiseverhalten und Mobilität nach Corona: Unsere Entscheidung und Verantwortung

Wir müssen auf nichts verzichten, aber wir entscheiden eigenverantwortlich, wofür wir unser Reisebudget ausgeben. Mit unserer Konsumentscheidung bestimmen wir bei jeder Reise mit, ob es Fluglinien gibt, die sich nur durch Steuer-Subventionen in der Luft halten, während sie gleichzeitig die Umwelt verschmutzen und ihre MitarbeiterInnen mies bezahlen. 

Und weil wir gerade beim Geld sind: Auch bei unserer finanziellen Veranlagung sollten wir immer nachfragen, ob unser Guthaben auf der Bank oder unsere Investition in einen Fonds dazu beiträgt, unsere Umweltbilanz zu verbessern und korrekte, faire Arbeitsbedingungen zu sichern.  Durch unsere persönliche Geldentscheidung tragen wird dazu bei, umweltschädliche und unsoziale Bedingungen unattraktiv zu machen.

Zum Abschluss noch ein Tipp gefällig?

Urlaub kann man auch in der eigenen Stadt machen. Kreative Hoteliers lassen sich tolle Angebote einfallen und laden zum Urlaub daheim ein. So wie das Boutiquehotel Stadthalle, das einen grünen Städteurlaub mitten in Wien anbietet. Zurzeit bekommt man unter dem Motto „Loge & Logis“ ein Zimmer mit Aussicht auf eine grüne Konzertbühne im Innenhof. Und die Rezeption ist mit der Straßenbahn, dem Rad oder auch einfach nur zu Fuß erreichbar.  

PS: Zu Risiken und Nebenwirkungen der milliardenschweren Subventionierung europäischer Fluglinien lest doch einfach auch den beigefügten Artikel „Wie sinnvoll sind 26 Mrd. Euro Corona-Zuschüsse für die europäischen Fluglinien“. Aber Achtung: Möglicherweise habt ihr dann überhaupt keine Lust mehr in ein Flugzeug zu steigen.