Konsum: Was soll ich als Einzelne*r schon großartig bewirken?

Fast schon wie ein Mantra rezitieren wir diese Frage immer und immer wieder, um zu rechtfertigen, dass wir uns einmal mehr für die gratis Expresslieferung vom globalen Versandriesen entschieden haben, statt das Fortbestehen der lokalen Produzentin zu unterstützen. 

Kostenloser Versand. Bestpreisgarantie. In 24 Stunden bei dir zu Hause. 30% günstiger. Nur 3-Klicks zum Kauf.…

Die Liste der Verlockungen ist lang, aber vor allem ist sie eines: Bequem.

Sollen wir den ungebremsten Siegeszug von Amazon, Zalando und Co. einfach hinnehmen? Hauptplätze von Mattersburg bis Dornbirn weiter aussterben lassen? 

Wir von Five Minutes for Finance finden, Bequemlichkeit darf keinen so großen Stellenwert mehr in unseren Kaufentscheidungen einnehmen. Vor allem nicht in Krisenzeiten. Doch keine Angst: Wir wollen nicht die Moralapostelinnen spielen oder mit dem Finger zeigen. Wir wollen vielmehr an die Gemeinschaft und den bewussten Umgang mit unseren finanziellen Mitteln appellieren. 

Die Corona-Krise hat viele Unsicherheiten und Ängste mit sich gebracht, aber auch eine Rückbesinnung darauf ausgelöst, worauf es wirklich ankommt. Mit der Entschleunigung haben wir auch wieder einen schärferen Blick auf unsere Umgebung entwickelt – und das ist gut so.

Lasst uns mit dieser gewonnen Klarheit gemeinsam die Frage beantworten, die diesen Artikel inspiriert hat: Was kann ich als Einzelne*r bewirken? Die simple Antwort lautet: Einiges.

Bewusste Entscheidungen

Jede Veränderung beginnt mit einem Bewusstwerden. Wir möchten dich und uns selbst daran erinnern, dass wir Teil einer Gesellschaft sind. Teil eines Systems in dem die Eine den Anderen trägt. Egal ob wir uns bewusst dafür entscheiden oder nicht, so hat doch jeder Kauf, den wir abschließen, und jede Investition, die wir tätigen, Einfluss auf Personen, auf Unternehmen, auf die lokale sowie globale Wirtschaft. Und allein dieses Bewusstsein kann uns dazu bewegen gründlicher und nachhaltiger über unseren Konsum nachzudenken. Damit wir bessere Gründe für unsere Kaufentscheidungen finden als „Bequemlichkeit“. 

Lokale Wertschöpfung

Wir alle haben durch die Krise gesehen, wie wichtig regionale Wertschöpfung für unseren Wohlstand ist. Unsere heimischen HändlerInnen garantieren unsere Versorgungssicherheit. Im Gegenzug können wir als KonsumentInnen ihre Zukunft sichern. Win-Win, richtig?

Bitte verstehe uns nicht falsch. Wir stehen nicht auf Lokalpatriotismus und wollen nicht den Schilling aus dem Grab zurückholen. Es geht um eine sinnvollere Art zu wirtschaften – Nachhaltigkeit mit einem Wort. Und das umfasst nicht nur WAS wir konsumieren, sondern WIE wir konsumieren. Kurze Wege im Vertrieb sind dabei genauso wichtig, wie die Produktion selbst.

Ich, die Anderen, die Unternehmen & die Politik 

Die letzten Monate haben nicht nur bei uns KonsumentInnen das Bewusstsein geändert. Durch die Krise haben auch große Unternehmen erlebt, wie abhängig ihre Geschäfte vom Ausland sind. Beispielsweise sehen wir, wie große Lebensmittelketten ihre Regale wieder mit einer steigenden Zahl an regionalen Produkten befüllen. Die Coronakrise hat uns allen vor Augen geführt, wie verwundbar wir sind und wie wichtig gegenseitige Solidarität ist. Institutionalisiert ist Solidarität durch die Corona-Hilfspakete des Staates in der Wirtschaft angekommen, existentielle Krisen wurden stark abgefedert. Die Politik pumpt Milliarden in das Fortbestehen nationaler Unternehmen und die Stärkung der österreichischen Wirtschaft. Wir als BürgerInnen wünschen uns, dass dieses Geld sinnvoll eingesetzt wird. Als ersten und naheliegenden Schritt können wir deshalb damit beginnen, unsere eigenen Finanzen noch sinnvoller und nachhaltiger zu managen, unser Geld in die lokale Wirtschaft zu investieren, und im Konsum auf mehr Bewusstsein, Qualität und Regionalität setzen.

So kommen wir alle gemeinsam von „Was kann ich schon großartig bewegen?“ zu „Mit bewussten nachhaltigen Kaufentscheidungen und Investitionen nehme ich aktiv Einfluss auf den Wirtschaftskreislauf.“

Denn manchmal sind es kleine Entscheidungen, die eine große Veränderung initiieren.