Finanzlexikon: Helikoptergeld

Helikoptergeld ist der Begriff für eine riesige Summe Geld, die gedruckt und an die Öffentlichkeit verteilt wird, um die Wirtschaft während einer Rezession anzukurbeln. Der Begriff stammt wohl von dem Bild, wo ein Hubschrauber Vorräte über einem Krisengebiet abwirft. 

Helikoptergeld gegen quantitative Lockerung („Quatitative Easing“ = QE)

Helikoptergeld ist eine unkonventionelle Alternative zur quantitativen Lockerung, aber beide zielen darauf ab, den Konsum anzukurbeln und die Inflation zu erhöhen. Während Helikoptergeld das Geldangebot unmittelbar erhöht, indem es in großen Mengen an die Bevölkerung verteilt wird, erhöht QE das Geldangebot über den Ankauf von Wertpapieren durch die Zentralbanken indirekt. Auch so gelangt mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf, allerdings über den Umweg der Kapitalmärkte. Quantitative Easing wird in den Industriestaaten seit der Großen Finanzkrise praktiziert, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die befürchtete Beschleunigung der Inflation blieb aus, weil sich gleichzeitig die Sparneigung der privaten Haushalte erhöhte, und damit das gestiegene Geldangebot neutralisierte, obwohl die Zinsen durch die Zentralbanken über QE auf sehr unattraktive Niveaus gesenkt wurden. Einer der unbeabsichtigten Nebeneffekte war durch die niedrigen Zinsen ausgelöste Aufwertung von Wertpapieren, also quasi eine Asset-Inflation, die nie in der Realwirtschaft ankam. 

Dem gegenüber ist der große Vorteil von Helikoptergeld, daß es direkt beim Konsumenten ankommt, und damit in der Realwirtschaft. Man ist nicht auf eine erhöhte Kreditaufnahme angewiesen, sondern die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt praktisch sofort. 

Auch wird die Geldmenge direkt erhöht, was inflationär wirken sollte. Das ist im gegenwärtigen Wirtschaftsumfeld durchaus wünschenswert, denn die KonsumentInnen und Unternehmen sind von den Nachwirkungen der Coronakrise so verunsichert, daß es einen sogenannten Nachfrageschock gibt: Niemand konsumiert mehr – und das kann zu Deflation führen. So lange die Nachfrage schwach bleibt, kann sich kein Inflationsdruck bilden. Sobald sich die Inflation beschleunigt, müssten die Zentralbanken mit ihren geldpolitischen Instrumenten wieder die Geldmenge drosseln. Das ist allerdings ein nicht ungefährlicher Balanceakt, der auch zu Turbulenzen an den Währungsmärkten führen könnte.

Die Idee des Helikoptergeldes ist nicht neu. Zuletzt hat Japan 2016 diese Möglichkeit erwogen, um das Wachstum im Land zu stützen. Letztendlich hat sich die Bank of Japan (BOJ) aus Angst vor Hyperinflation jedoch für QE entschieden.

Das Wirtschaftsbarometer steht auf Rezession und die Zentralbanken haben schon sehr viel Munition verschossen. Kein Wunder, dass man immer tiefer in der Trickkiste kramt und schließlich das Helikoptergeld (wieder) ins Gespräch bringt. Die Spielräume für eine Belebung der Wirtschaft werden zwar kleiner, aber aus Sicht einer Zentralbank wäre Helikoptergeld wohl ein zu riskantes Experiment.